Weinende Augen – im wahrsten Sinne
Beim Abschied von Corina Bornecke ging es sehr persönlich zu. Vom Solferino in die neue Hospiz-Küche nach Wendessen.
Wolfenbüttel. Wann spricht man von einer Ära? Wenn ein Zeitabschnitt durch eine Person auf unnachahmliche Art geprägt worden ist. Vor diesem Hintergrund ging am Donnerstag im Solferino eine Ära zu Ende: Nach 16 Jahren verabschiedete sich die bisherige Küchenchefin und Geschäftsführerin des DRK-Inklusionsbetriebes von Freunden und Weggefährten. Corina Bornecke wird ab Juni die Küche des neuen Hospizes in Wendessen leiten.
Rund 30 Gäste waren zu einem Abschiedsfrühstück in den Wintergarten Am Exer 17 gekommen, und ganz ohne Tränen ging die Zeremonie nicht ab. Zu eng waren die Verbindungen und Freundschaften, die in der langen Zeit der Zusammenarbeit entstanden sind. Daran erinnerte auch Björn Försterling als Vorsitzender des Präsidiums im DRK-Kreisverband. „Das waren bewegte Jahre, und wir haben gemeinsam einiges an Auf und Ab erlebt.“ Nicht nur der eigentliche Aufbau des „Solferino“ als Kantine in einer ehemaligen Panzerhalle war ein Meilenstein in der Geschichte des lokalen Roten Kreuzes. Auch die Anforderungen an einen Inklusionsbetrieb, der sich rasant entwickelnde Geschäftsbetrieb sowie als Riesen-Rückschlag der große Wasserschaden vor zwei Jahren: „Das alles hast Du ebenso gemeistert wie das darauffolgende Kochen in der Containerküche oder den Außerhaus-Verkauf während Corona“, zählte Försterling auf. „So etwas bewältigt man nur mit ganz viel Herzblut.“
Die Entscheidung gegen das DRK und für das Hospiz habe den Kreisverband ohne Frage getroffen. „Immerhin war Corina das Gesicht des Solferino.“ Gleichwohl habe das Präsidium Verständnis dafür, dass sich die Küchenchefin nun einer neuen beruflichen Herausforderung stellen wolle. „Wir wünschen Dir dafür alles Gute und sagen Dir ein Riesendankeschön für die vergangenen Jahre.“
Dieser Rede schloss sich Thomas Ebeling für die Mitarbeitenden der Küche an. „Wir haben alle sehr gern mit Dir zusammengearbeitet“, betonte er und überreichte Blumen. Neben der Leistung habe im Team stets der Spaß im Vordergrund gestanden. „Du hast uns viel beigebracht, aber wir haben auch oft zusammen gelacht.“ Service-Leiterin Anja Höltje übergab der bekennenden Gartenfreundin zum Abschied eine bepflanzte Zier-Schubkarre sowie ein aufwändiges Fotobuch mit Solferino-Motiven: „Danke für die schöne Zeit.“
Aline Gauder als Vorständin des Kreisverbandes betonte später, dass es eine große Umstellung werde, Corina Bornecke nicht mehr im Lokal zu sehen – „beim Mittagstisch oder bei den vielen Veranstaltungen“. Doch sie sei gespannt auf das bereits in den Startlöchern stehende Ehepaar Nestle mit Fabian Nestle in der Küchenleitung und Anja Nestle mit organisatorischem Schwerpunkt. „Wir glauben, dass sie gemeinsam mit dem erfahrenen Team und der neuen Geschäftsführung von Maximilian Pink diese Lücke schließen können.“
Auch Corina Bornecke wünschte ihren Nachfolgern viel Glück. „Ich traue ihnen zu, hier am Exer die nächsten Schritte vorzunehmen.“ Und sie erinnerte an die ersten Schritte in dem vom DRK gekauften Gebäude: „Wir hatten ja schon viel Respekt vor der Lage am Rande der Stadt – würden wir wirklich Menschen begeistern können, zum Essen hier raus zu fahren?“ Doch die Skepsis bestätigte sich nicht. Das Lokal wurde ein Renner, und auch viele andere Ideen und Projekte glückten in der Folge. „Die Verpflegung Geflüchteter, die Hochwasser-Opfer, unsere Zweigstelle in Adersheim, die Übernahme der HZI-Kantine in Stöckheim – all das waren Herausforderungen, die wir gut gemeistert haben.“
Und auch die Sonderrolle als Inklusionsbetrieb betonte die scheidende Geschäftsführerin noch einmal: „In den vergangenen 16 Jahren haben wir ganz viele Menschen mit Behinderung ausgebildet und auch fit gemacht für den ersten Arbeitsmarkt.“ Die Versorgung zahlreicher Schulen mit Mittagstisch – in Spitzenzeiten mit 750 Essen pro Tag – und die explosionsartig steigenden Anfragen nach Catering waren weitere Punkte, auf die Corina Bornecke mit Stolz blicken kann. Und unter dem Applaus der Anwesenden zog sie ein zufriedenes Fazit: „Nicht zuletzt ist es uns gelungen, das Solferino zu einer sehr schönen Location zu machen.“