Die Neulinge und der Stab des Äskulap
Lust auf Abzeichen? Beim DRK gibt es eins, das mit großem Stolz getragen wird.
Beim DRK drehte sich kürzlich alles um ein Brust-Patch. Das sind Fachdienstabzeichen, die nach bestandener Ausbildung per Klettverschluss an der Einsatzkleidung befestigt werden. Das Besondere: Es handelte sich bei den Prüflingen um das erste Abzeichen, quasi um den Auftakt ihrer Rotkreuz-Karriere. „Auch wenn nicht jeder bei uns im Katastrophenschutz Sanitäter oder Sanitäterin werden muss: Bei fast jedem von uns steht bald nach Eintritt dieser Stab des Äskulap“, erklärt Fabian Palic. Er hat vor vielen Jahren ebenfalls mit dem „Fachdienstabzeichen Sanität“ begonnen – heute ist er stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter.
In dieser Funktion hatten er und sein Team vor einem Jahr begonnen, um Nachwuchs zu werben. Mit Erfolg: „Mehr als 50 Leute haben sich gemeldet“, freut sich Palic. „Die Hälfte wurde sofort Mitglied, weitere 12 Personen halten noch Kontakt und steigen später ein in die Ausbildung.“ Diesen Schritt haben die ersten zwei Gruppen nun erfolgreich hinter sich. Innerhalb von neun Tagen (vier Wochenenden Ausbildung, ein Tag Prüfung) wurden sie ,Sanitäter/Sanitäterin im Katastrophenschutz‘ – ab sofort dürfen sie zu Einsätzen der Bereitschaft, sichern also Großveranstaltungen wie Musikkonzerte, werden aber auch bei Krisensituationen angefragt.
Alles andere als ein Selbstläufer
Viel Anlass ist vorhanden, das neue Patch mit Stolz zu tragen, denn: „Die Ausbildung war alles andere als ein Selbstläufer“, erklärten die Neulinge im Abschlussgespräch. Ausganglagen der Prüfung waren Unfälle und internistische Notfälle, von ehrenamtlichen Darstellern möglichst realistisch gespielt. In Zweierteams galt es, erfolgreiche Lösungen zu finden. Jedes Duo kam eine halbe Stunde unter die Lupe. „Wir waren zwar vorbereitet auf einen Trauma-Notfall, auf Unterzuckerung und Herzinfarkt, auf Leitersturz und Verbrennung – trotzdem erzeugt eine Prüfungssituation nochmal besonderen Druck.“
Tatsächlich stand zusammen mit Prüfungskommission, Darstellern und Prüfungsbeobachtern eine ganze Reihe von Personen um die gestellte Szene herum. Da können die Nerven schonmal ins Flattern kommen. Doch auch das ist ja durchaus eine Situation, die im Alltag vorkommen kann. „Alle Aspiranten haben das gut gelöst“, kommentierte anschließend Dr. Frank Kirstein. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums des Kreiverbandes und leitete am Samstag die Prüfungskommission. Die Prüflinge hätten dabei tolle Ergebnisse erzielt, lobte er. „Dazu gehören nicht nur die Lösungen am Patienten, sondern auch die Eigenreflexion ihrer Arbeit – daraus schließen wir auf den Willen und die Fähigkeit, künftig noch besser zu werden.“ Übrigens kam auch Dr. Kirstein selbst als junger Mann zum Roten Kreuz und wurde zunächst Sanitäter. „Ich war damals 16 Jahre alt“, erinnerte sich der heute 59-Jährige. Später schloss sich ein Medizinstudium an, und inzwischen ist er ein bekannter Arzt in Braunschweig. Seinen Wurzeln blieb er treu und arbeitet mittlerweile mehr als 30 Jahre als Prüfer für den DRK-Kreisverband Wolfenbüttel.
Solche Ziele haben die neuesten DRK-Mitglieder natürlich noch nicht vor Augen. Aber sie berichten von rundum gelungener Aufnahme im Team – einer war gleich dabei geblieben, als er eigentlich nur seine Tochter vorbeibringen wollte. „Die Wochenenden hier haben großen Spaß gemacht und wir haben tolle Leute kennen gelernt – außerdem wird mir das DRK die Verlängerung meines LKW-Führerscheins finanzieren, wenn ich mich weiterhin intensiv als Fahrer engagiere.“
Somit hatten jeder und jede einen ganz persönlichen Antrieb, warum es ein Ehrenamt beim Roten Kreuz sein sollte. Aber alle waren im Rückblick sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Und auch die Organisatoren waren guter Dinge, nicht zuletzt, weil die Bereitschaften nun weiblicher und jünger werden: Immerhin 80 Prozent der Kursteilnehmer waren junge Frauen, und der jüngste Absolvent zählte gerade mal 16 Jahre. „Aber unsere Aktion hat sich noch aus anderen Gründen gelohnt“, freute sich Fabian Palic. Er und seine Mitstreiter hatten nämlich in der gemeinsamen Zeit viel Potenzial bei den Neulingen ausgemacht. „Wir konnten jetzt schon sehen, in wem das Zeug zu einem künftigen Ausbilder und zu einer künftigen Führungskraft steckt.“ Außerdem kamen auch bei dieser Ausbildung wieder Teilnehmer aus der Umgebung, zum Beispiel aus Braunschweig, Wolfsburg und sogar Hildesheim an den Exer. „Diese Kooperation ist sehr zu begrüßen“, unterstrich der Gastgeber.
Am meisten freute er sich aber darüber, mit wieviel Spaß und Freude die gesamte Gruppe das Thema anging. „Das ist bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass es heute keine Normalität mehr ist, seine Freizeit ehrenamtlich zu opfern.“ Doch man merkte, dass die Idee des Helfens für viele schon eine Herzensangelegenheit ist. Am Ende gab es viel Applaus für Prüflinge und Prüfer – danach ging es zum gemeinsamen Essen ins Oliveto.
Ein neuer Lehrgang ist schon in Planung
Der nächste Lehrgang zum ,Sanitäter/Sanitäterin im Katastrophenschutz‘ findet im Herbst statt. Es ist geplant, die Vorbereitung in einem Block anzubieten, der voraussichtlich als bezahlter Bildungsurlaub gebucht werden kann. Die Ausbildung liefe dann ganztags vom 15. bis zum 22. Oktober. Die Prüfung ist auf den 4. November terminiert.
Anmeldungen sind noch möglich. Interessenten melden sich bitte per Mail unter KatS-Ehrenamtdrk-kv-wf.de oder direkt hier.